Quelle: teletarif.de, Marc Hankmann 15.09.22

Noch steigen sie bei Netz­betrei­bern ein und pumpen so Milli­arden Euro in den Glas­faser­ausbau. Aller­dings erwarten die Inves­toren in den kommenden Jahren eine Konso­lidie­rung des Marktes, auch wenn sich alle Netz­betreiber für Open Access und Koope­rationen ausspre­chen. Die ersten Über­nahmen könnten bereits im nächsten Jahr erfolgen.

Aussagen wie „Wir wollen das Amazon für Glas­faser werden“ wie von Soeren Wendler, Gründer und Geschäfts­führer der Deut­schen GigaNetz, beim Breit­band­kon­gress des Kabel­ver­bands FRK, lassen aufhor­chen. Bei der gest­rigen Diskus­sions­runde zum Thema „Finanz­inves­toren: Chance oder Problem für mittel­stän­dische Netz­betreiber?“ saßen neben Wendler drei weitere Netz­betreiber auf dem Podium, die mit dem Geld von Inves­toren Glas­faser­netze bauen. Sie alle eint der Wille, durch Zukäufe wachsen zu wollen.

Gleich­zeitig spre­chen sie sich für Koope­rationen aus. „Open Access ist die einzige Fire­wall gegen Überbau“, sagte Wendler. Jochen Mogalle, CEO der Leonet AG, forderte in diesem Zusam­men­hang Stan­dards für Open Access, um Koope­rationen auf dieser Basis zu verein­fachen. Trotz dieser „Fire­wall“ schließen die Netz­betreiber den Überbau nicht aus. „FTTC ist sehr inter­essant“, sagte Toni Lo Chiatto, CEO der Stra­tegic Fiber Networks. „Wenn wir nicht über­bauen, macht es ein anderer.“

Die Diskus­sions­teil­nehmer auf dem FRK-Breit­band­kon­gress gehen davon aus, dass sich der Markt in fünf bis zehn Jahren konso­lidieren werde. Chiatto prognos­tizierte, dass es eine ähnliche Konso­lidie­rung geben werde wie im Kabel­markt. Zwar exis­tieren auch heute noch etliche kleine und mittel­stän­dische Kabel­netz­betreiber, aber laut Wendler werde die Konso­lidie­rung bereits im nächsten Jahr bei den Kleinen beginnen. „Aber inter­essante Über­nah­mekan­didaten werden sich erst in sieben bis zehn Jahren entwi­ckeln“, erklärte Wendler auf dem Kongress in Leipzig.

Stadt­wer­ketöchter als Über­nah­mekan­didaten

Ein erster Über­nah­mekan­didat könnten die Tele­kom­muni­kati­ons­töchter der Stadt­werke werden. Die haben derzeit alle Hände voll mit der Ener­gie­ver­sor­gung und stei­genden Preisen zu tun – ebenso wie die Privat­haus­halte, weswegen nach Ansicht von Rechts­anwalt Dr. Henrik Bremer die Haus­halts­bud­gets für Tele­kom­muni­kati­ons­dienste sinken werden. Für den teuren Glas­faser­anschluss ist dann kein Geld mehr übrig.

Gleich­zeitig sind die Stadt­werke jedoch ange­halten, zum Beispiel in den Ausbau rege­nera­tiver Ener­gie­quellen zu inves­tieren. Wenn jedoch die Umsätze aus dem Glas­faser­geschäft ausbleiben, benö­tigen die Stadt­werke Unter­stüt­zung – in Form von Darlehen der Landes­banken. „Das Eigen­kapital sinkt in Rela­tion zur Höhe der Schulden“, sagte Bremer. Dann könnten die Stadt­werke auf die Idee kommen, ihre Tele­kom­muni­kati­ons­töchter abzu­stoßen, um sich auf das Kern­geschäft zu konzen­trieren. Ebenso wie die Netz­betreiber geht Bremer davon aus, dass die Markt­kon­soli­die­rung bei klei­neren Netz­betrei­bern beginnen und sich dann schnell entwi­ckeln wird.

Voda­fone erhält von ARD und ZDF Entgelte für die Verbrei­tung der Programme im Kabel. Die im FRK orga­nisierten Kabel­netz­betreiber gehen hingegen leer aus. Deshalb hat sich der FRK beim Bundes­kar­tellamt beschwert. Der Verband ist zuver­sicht­lich, dass die Kartell­wächter aktiv werden.

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